Die Siamkatze

und ihre einfarbigen Verwandten

Charakter und Aussehen

Die Siamkatze und alle durch gezielte Zucht daraus entstandenen Varietäten unterscheiden sich durch ihren grazilen Körperbau, ihr  temperamentvolles Wesen, ihr großes Stimmvolumen und ihren ausgeprägten Familiensinn, grundsätzlich von anderen Katzenrassen.

Das Wesen der Siamkatze hat mit dem eines Hundes Ähnlichkeit. Ihr Charakter  ist geprägt von Neugierde, Eigensinn, Gelehrigkeit und Intelligenz. Ebenso ist sie für ihre „Geschwätzigkeit“ und den Einsatz ihrer Stimme bekannt.

Die Siamkatze liebt Geselligkeit und ist überaus kontaktfreudig. Nicht selten ziehen befreundete Katzenmütter ihren Nachwuchs Gemeinsam auf. Bei Vereinsamung gehen die bisher genannten Eigenschaften verloren und sie verkümmert. Trotzdem schätzt sie wie alle Katzen auch ihre Unabhängigkeit. Kaum eine andere Rasse wird von den einen so abgelehnt - und von anderen heiß geliebt.

Ninni & Pabbels aus der Maros Crias Cattery bei der gemeinsamen Betreuung ihrer Kinder

Von einer Mode-Rasse ist sie, was die Meldezahlen in den Ausstellungskatalogen beweisen, weit entfernt.

Siamkatzen gehören zur Gattung  der Schlankformkatzen. Schlanke Form bedeutet: große Körperoberfläche und damit besserer Temperaturausgleich mit der Umgebung sowie eine größere Beweglichkeit und Aktivität. Siamkatzen sind die Vollblüter unter den Katzen. Ihr lang gestreckter Körper wirkt zart und zerbrechlich, doch ist er ausgesprochen muskulös.

Einmalig und faszinierend ist das tiefe Blau ihrer Augen. Siamkatzenkinder werden immer weiß geboren. Ihre rassetypische Maskenzeichnung wird nur an den kühleren Körperregionen gebildet und beginnt sich erst einige Wochen nach der Geburt zu entwickeln.

Siamesen und Orientalen werden mittlerweile in fast allen möglichen Farben gezüchtet. Man sagt den verschiedenen Farbvarietäten unterschiedliche Temperamente und Charaktereigenschaften nach. Was von solchen Urteilen zu halten ist, mag jeder Katzenhalter indes für sich selbst herausfinden

Die Orientalen gehören zur selben Rasse wie die Siamesen. Im Gegensatz zu diesen sind sie jedoch voll ausgefärbt und verfügen über keine Maske. Auch ist ihre Augenfarbe - mit Ausnahme der "Foreign White" - immer grün.

Ares von Chrysanta

Ptah's Descendand Petite Fleur

Die Legende

Die Maskenkatzen waren angeblich auch im alten Siam immer selten und ihre Haltung war demnach dem Adel und den Königshäusern vorbehalten. Eine Geschichte erzählt, dass eine Prinzessin ihre Siamkatzen besonders vergötterte.

Immer wenn die Prinzessin baden ging, legte sie ihren Schmuck ab und übergab ihn ihrer Lieblingskatze damit diese den Schmuck bewachen sollte. Die Katze ließ es zu, dass die Prinzessin ihre Ringe über ihren Schwanz streifte. Um keinen Ring zu verlieren bog die Siamkatze ihren Schwanz. So soll der für Siamkatzen bekannte Knickschwanz entstanden sein.

Eine weitere Überlieferung  erzählt, dass die Siamkatze in Palästen gehalten wurde um die wertvollen Kelche zu bewachen. Die Siamkatzen wickelten ihren Schwanz um die Kelche und konnten diesen nach einiger Zeit nicht mehr gerade biegen

Eine weitere Legende sagt, dass die Siamkatzen ihre Aufgaben als Beschützerin der Gegenstände im Tempel sehr ernst genommen haben. Sie starrten unentwegt auf die zu bewachenden Gegenstände und fingen an zu schielen.

In der Tat hatten viele der Ursprungskatzen diesen so genannten Knickschwanz und nicht wenige davon schielten. Was damals als „Echtheit“ einer Siamkatze gewertet wurde, gilt heute als Missbildung und wird als Zuchtausschließender Fehler gewertet.

Trotz intensiver Zuchtbemühungen diese beiden Missbildungen zu eliminieren, treten sie auch heute noch gelegentlich zum Vorschein.

Ursprung und Herkunft

Der Ursprung der Siamkatze liegt unbestritten im alten Siam, dem heutigen Thailand mit seinen subtropischen Klimazonen, woraus sich ihr erhöhtes Wärmebedürfnis naturgegebener maßen erklären lässt.  Im Gegensatz zu den meisten anderen Katzenrassen verfügt die Siamkatze nicht über ein dichtes Unterfell, was sie zu einem pflegeleichten Mitbewohner macht .

Über die Entstehung dieser schlanken, beigefarbenen Katze mit dunklen Abzeichen, welche durch den sogenannten Himalaya-Faktor hervorgerufen werden, gibt es nur Vermutungen.

Der für das Max Planck Institut arbeitende, inzwischen verstorbene  Verhaltensforscher Dr. Paul Leyhausen nahm an, dass Siamkatzen aus einer Kreuzung zwischen asiatischen Hauskatzen mit Bengal-Katzen entstanden sind. Jedoch basiert diese Aussage auf einer Vermutung und ist wissenschaftlich nicht belegt.

In der Literatur wird die Siamkatze erstmalig 1350 erwähnt. In der National Library in Bangkok gibt es eine Illustration über Seal Point Siamesen im „Cat Book Poems“. Der Autor Phra Nakhon widmete dies den Siamkatzen anlässlich der Stadtgründung von Ayutthaya.

Noch anfangs dieses Jahrhunderts wurden von Touristen in der nordöstlichen  Provinz Korat zwei Typen von Schlankformkatzen beschrieben. Bei der  einen handelte es sich um die steingraue Si-Sawat mit grünen Augen, welche vermutlich die Vorfahren der heutigen Koratkatze waren und einer beigefarbenen Katze mit schwarzen Abzeichen und blauen Augen, die unserer heutigen Seal Point sehr ähnlich sah.

Auch heute gibt es noch in verschiedenen Regionen Thailands Maskenkatzen zu sehen, die jedoch nicht dem Schlankformtyp entsprechen.

Cats of Thailand

Eine bebilderte Übersicht der heutigen Katzen in Bangkok und Süd-Thailand (englisch)

Der Werdegang

In Europa waren Ende des letzten Jahrhunderts Siamkatzen gelegentlich in den verschiedenen Zoologischen Gärten zu sehen.

Seit ca. 1890 wird die Siamkatze erfolgreich gezüchtet. Die ersten Exemplare wurden bereits am 18. Juli 1871 im Londoner Crystal Palast, auf der ersten in England veranstalteten Katzenausstellung gezeigt. Die Reaktionen des Publikums waren sehr unterschiedlich.  Ein Kritiker bezeichnete die Tiere damals als alptraumhaft.

Es ist bekannt, dass der englische Generalkonsul in Bangkok, Owen Gould, 1884 ein Paar siamesische Katzen nach England einführte und mit ihnen züchtete. Leider hatten diese Katzen keine lange Lebenserwartung. Wusste man doch einfach zu wenig über die Ansprüche und Lebensgewohnheiten dieser exotischen Tiere. Ihre Widerstandskraft reichte nicht aus, die ungünstigen klimatischen Bedingungen zu überstehen. Gegen Infekte gab es noch keine Impfungen und bei der Haltung machte man gravierende Fehler. Man hielt die Tiere abgeschirmt in Gewächshäusern und Wintergärten und man ernährte sie mit in Milch eingeweichtem Brot. Mangelerscheinungen, Darmerkrankungen, Infektionen und ein daraus resultierender, frühzeitiger Tod waren die Folge.

Immer wieder neue Siamkatzen wurden nach England  importiert, bis die Katzenhalter erkannten, dass Licht, Luft, Sonne, Bewegung und eine fleisch- und fischhaltige Ernährung, sowie Trinkwasser  die Katzen gesund halten würde.

Von da an ging es mit der Siamkatzenzucht bergauf.

1895 wurde die erste Katzenausstellung Amerikas veranstaltet. Auch dort kannte man bereits die exotischen Maskenkatzen, die zu stolzen Preisen offeriert wurden.

Zwischen 1940 und 1960 expandierte die Siamkatzenzucht in der ganzen Welt. Mehr als 100 - 150 gemeldete Siamkatzen auf einer Ausstellung waren keine Seltenheit und die Nachfrage war sehr groß.

Zu dieser Zeit kam ein Züchter in Nordamerika auf die Idee, die große Nachfrage nach den damals noch sündhaft teuren und seltenen Siamkatzen zu bedienen, indem er Siamkatzen mit Hauskatzen verpaarte. Schnell fand man heraus, dass die Nachkommen dieser Verpaarung das erwünschte Masken Gen trugen und dass man bei einer Rückpaarung mit einer Siamkatze  die erhofften Masken-Jungtiere  erhielt. Dies war die Geburtsstunde der „Apple-Head“ Siamesen, die in den vierziger Jahren in stattlicher Zahl einem breiten Publikum vorgestellt wurden.

Eine große Anzahl dieser Mischlingskatzen Katzen ging  in die Siamesenzucht ein und prägten das Bild der Siamkatze. Bis heute gibt es immer wieder unerfreuliche Diskussionen zwischen Siam- und Thaikatzen Züchtern über dieses Thema

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass der Ursprungstyp der Siamkatze zur Jahrhundertwende deutlich von dem heutigen Idealtyp entfernt war. Der Rassestandard von Siam- und Thaikatze ist sehr ähnlich. Ich würde behaupten, die Siamkatze liegt an der oberen Skala des Standards, die Thaikatze an der unteren Skala. Die Bezeichnung „Siam Traditionell“ für die Thai Katzen finde ich persönlich unglücklich gewählt. Legte doch bereits der damalige Standard eine langbeinige, schlanke Katze mit marderartigem, langem Gesicht fest. Korrekterweise müsste man die heutige Schlankformkatze als die traditionelle ausweisen. Es gibt heutzutage jedoch engagierte Thai-Katzenzüchter, die den alten Typ ohne Fremdeinkreuzung anderer Rassen versuchen zu erhalten und dabei sehr erfolgreich sind. Viele Hochdekorierte Siamkatzen finden sich in diesen Stammbäumen wieder. Die Siamkatze wird nicht nur durch ihr Äußeres Erscheinungsbild geprägt. Auch ihre rassetypischen Charaktermerkmale zählen dazu. Das Einkreuzen von rassefremden Tieren ist jedoch abzulehnen, da hiermit die typischen Eigenschaften dieser Rasse verloren gehen. Der Rest ist reine Geschmackssache und der Name eher eine Nebensache. Eine wenig mehr Toleranz von beiden Seiten könnte hier nicht schaden.

Der außergewöhnlichen Maskenzeichnung bedienten sich nach und nach auch Züchter anderer Katzenrassen. So finden wir die „Masken“ in den unterschiedlichsten Rassen wieder, wie zum Beispiel bei den Colour-Point Persern, den Heiligen Birmas, der Ragdoll, der verschieden Rexkatzen und der Sphinx, um nur einige zu nennen. Die veilchenblaue Augenfarbe wird bei diesen Rassen jedoch nicht erreicht.

Heute ist die Siamkatze alles andere als eine Mode-Rasse. Sie hat sich jedoch über all die Jahrzehnte hinweg ihren festen Liebhaberkreis erhalten.

Der Rassestandard vor hundert Jahren

Der erste Rassestandard der „Royal Cats of Siam“ wurde 1892 in England festgelegt. 1902 folgte eine überarbeitete Fassung vom britischen „Siamese Cat Club“, welcher auch heute noch besteht und einer der ältesten und größten Spezialclubs in der Rassekatzenzucht darstellt. Bereits zu dieser Zeit wurde festgehalten, dass die Siamkatze einer schlanken, langbeinigen Katze mit einem marderartigen, langen Gesicht und einem langen, feinen Schwanz entsprechen soll.

1937 veranstalteten unsere Schweizerischen Nachbarn ihre erste Katzenausstellung.

Noch auf dieser Ausstellung wurden dem Publikum 11 kurzschweifige und 29 langschweifige Siamkatzen  vorgestellt, die in getrennten Klassen gerichtet wurden.  Da der englische Standard jedoch von den Europäischen Ländern übernommen wurde, waren die Kurzschweif-Siamesen diesem nicht mehr entsprechend und ihre Zucht wurde nicht weitergeführt.

Die Vereinigten Staaten beschrieben 1914 einen eigenen Standard, der 1927 von der CFA  (The Cat Fancier’s Association) anerkannt wurde.

Der Idealtyp um die Jahrhundertwende war eine mittelgroße Katze, von robustem, jedoch eleganten Typ und ausgewogenen Proportionen. Sie hatte einen dreieckigen Kopf mit weit auseinander gesetzten großen Ohren. Sie war jedoch von dem heutigen Schlankformtyp, der nur durch gezielte Zuchtauslese entstanden ist weit entfernt.

Intern. Champion Doneraile Leo

Bestes Kurzhaartier 1955,56,57, Besitzer: E. Eytzinger

Der Standard heute

Siamesen und Orientalisch Kurzhaar werden zur Beurteilung ihres allgemeinen Erscheinungsbildes nach einem gemeinsamen Standard gerichtet.

Ihr Körper ist schlank, langgestreckt und von mittlerer Größe. Die langen, schlanken Beine haben kleine ovale Füße. Der sehr lange Schwanz ist dünn am Ansatz und endet spitz. Die Linien des keilförmigen Kopfes verlaufen von der Nasenspitze sich allmählich verbreiternd an beiden Seiten des Kopfes zu den zugespitzten, großen Ohren, die tief und breit am Ansatz sind und so die Seiten des Keils verlängern. Die Nase verlängert die Stirnlinie, während Kinn und Nasenspitze eine senkrechte Linie bilden. Kinn und Kiefer sind von mittlerer Größe, ebenso die Augen, die nicht zu tief liegend, aber auch nicht hervorstehend sein sollten und leicht schräg gestellt (mandelförmig) sind, damit sie harmonisch in die Keilform des Kopfes passen.


Die Bezeichnung "Point" bei der Siamkatze drückt aus, dass die Katzen an den kühleren Regionen ihres Körpers (Gesicht, Ohren, Beine und Schwanz) die jeweilige Farbe, möglichst einheitlich aufweisen soll. Die Maske bedeckt das ganze Gesicht und ist durch Farbspuren mit den Ohren verbunden, soll sich aber nicht bis auf den Schädel hinaufziehen. Eine zu dunkle Färbung auf dem Rücken ist nicht erwünscht.

Viele Züchter legen heutzutage ihren Schwerpunkt auf nur wenige Merkmale. Die Siamkatze sollte in allen Punkten eine harmonische- und ausgewogene Katze sein. Kleine, zierliche Katzen mit einem großen Schädel  können genauso wenig standardgemäß sein, wie die in der letzten Zeit zunehmende Anzahl von Katzen bei denen riesengroße, seitlich angesetzte Ohren an eine aufgeblähte Kobra erinnern.

Farben

Siamesen und Orientalen werden heute in vielen Farben gezüchtet. In den Vereinigten Staaten darf die Bezeichnung Siamese nur für die 4 so genannten klassischen Farben Seal-, Chocolate-, Blue- und Lilac Point verwendet werden. Alle anderen Farbvarietäten werden dort unter dem Begriff  "Shorthair Colourpoint" zusammengefasst.

Siamesen - klassische Farben

Seal Point , schwarze Maskenfarbe. Erste bereits 1892 anerkannte Farbvarietät

Shantoga Sinsianna

Chocolate Point , schokoladenfarbige Maske

En Tenere´s Gazzal

Blue Point , blaue Maskenfarbe, genetische Verdünnung von Seal (schwarz)

Okonor Facer

Lilac Point , hellgraue Maskenfarbe mit rosa Schimmer, genetische Verdünnung von chocolate

Red Point , rote Maskenfarbe

Creme Point , cremefarbene Maske, genetische Verdünnung von Rot

Gr.Int.Ch. Castagneto´s Carpaccio

Foreign White , reinweiße Katze mit tiefblauen Augen, ist genetisch eine Maskenkatze

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